ADS/ADHS und der Darm – wenn Bauch und Kopf zusammenarbeiten (oder nicht)

Ständige Gedankensprünge, das Gefühl, nie ganz „bei der Sache“ zu sein, eine innere Unruhe, die kaum Pause macht – ADS/ADHS kann den Alltag auf leise oder sehr deutliche Weise begleiten. Kinder haben oft Mühe, sich längere Zeit zu konzentrieren, sind leicht ablenkbar, platzen mit Antworten heraus oder wechseln ständig von einer Tätigkeit zur nächsten. Erwachsene berichten mir in der Praxis dagegen oft von dem Gefühl, mehrere „offene Tabs im Kopf“ zu haben, gleichzeitig ungeduldig zu sein und bei Routinetätigkeiten schnell die Motivation zu verlieren.
ADS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, ADHS für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Beide gelten als neurobiologische Besonderheiten, die sich durch Unaufmerksamkeit, Impulsivität und bei ADHS zusätzlich durch motorische Unruhe zeigen.
Begleitet werden diese Anzeichen nicht selten von starker Kreativität, einem besonderen Ideenreichtum und der Fähigkeit, in Herzensprojekten regelrecht aufzugehen. Die gute Nachricht: Auch wenn ADS/ADHS manchmal wie ein Rätsel wirkt, lassen sich Puzzleteile finden, die mehr Klarheit bringen – und eines dieser Puzzleteile kann der Darm sein.

Der Darm als stiller Mitspieler im Gehirn

Wissenschaftlich ist längst bekannt, dass Darm und Gehirn in engem Austausch stehen – man spricht von der Darm-Hirn-Achse. Diese Verbindung ist keine vage Vermutung, sondern gut untersucht: Der Darm verfügt über ein eigenes Nervensystem, das sogenannte enterische Nervensystem oder „Bauchhirn“, mit etwa 100 Millionen Nervenzellen. Über den Vagusnerv, Hormone, Immunbotenstoffe und Stoffwechselprodukte kommuniziert der Darm kontinuierlich mit unserem zentralen Nervensystem.

Besonders interessant im Zusammenhang mit ADS/ADHS: Ein großer Teil der Neurotransmitter, die unsere Stimmung, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle beeinflussen, benötigen einen gesunden Darm für ihren Aufbau. Dazu gehören Serotonin (u. a. für emotionale Stabilität), Dopamin (Antrieb, Motivation) und Noradrenalin (Fokus, Wachheit). Studien zeigen, dass Veränderungen in der Darmflora, also in der Zusammensetzung der Milliarden Mikroorganismen im Verdauungstrakt, die Verfügbarkeit dieser Botenstoffe beeinflussen können.

Mögliche ganzheitliche Ursachen

Patienten fragen mich oft, ob ADS/ADHS „im Kopf“ entsteht. Meine Erfahrung ist: Das Gehirn ist nur ein Teil des Puzzles. Häufig zeigen sich bei Betroffenen auch körperliche Besonderheiten, die wir nicht ignorieren sollten.

  • Ungleichgewicht der Darmflora (Dysbiose)
    Wenn „gute“ und „ungünstige“ Darmbakterien aus dem Gleichgewicht geraten, verändert sich die Produktion von Botenstoffen. Bestimmte Bakterienarten sind dafür bekannt, Stoffe herzustellen, die beruhigend auf das Nervensystem wirken. Fehlen sie, kann das Nervensystem leichter in einen übererregten Zustand geraten. Gleichzeitig können sich Stoffwechselprodukte ansammeln, die das Gehirn belasten.
  • Chronische, unterschwellige Entzündungen
    Eine gestörte Darmbarriere, oft als „leaky gut“ bezeichnet, kann dazu führen, dass kleinste Partikel aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen. Das Immunsystem reagiert darauf mit Entzündungsprozessen. Diese Entzündungen betreffen nicht nur den Körper, sondern können über die Darm-Hirn-Achse auch die Gehirnfunktion beeinflussen. In der Forschung wird dieser Zusammenhang zunehmend als möglicher Faktor bei ADS/ADHS diskutiert.
  • Nährstoffversorgung und Lebensstil
    In manchen Fällen können sowohl die Aufnahme wichtiger Nährstoffe als auch bestimmte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten das Gleichgewicht im Darm beeinflussen. Beobachtungen zeigen, dass ungünstige Faktoren, ob durch Ernährung, Alltagsrhythmus oder Stress, sowohl das Verdauungssystem als auch das Nervensystem belasten können.

Hinweise aus der täglichen Praxis

  • Auf Körpersignale achten: Wiederkehrende Bauchschmerzen, Blähungen, Hautprobleme oder neue Nahrungsmittelunverträglichkeiten können stille Begleiter von ADS/ADHS sein – bei Kindern wie Erwachsenen.
  • Darmfreundliche Ernährung bevorzugen: Viel frisches Gemüse, Ballaststoffe und ausreichend Flüssigkeit unterstützen ein gesundes Darmmilieu. Gleichzeitig kann es sinnvoll sein, stark verarbeitete Lebensmittel und Zucker zu reduzieren.
  • Regelmäßigkeit im Alltag: Feste Schlafenszeiten, Pausen im Tagesablauf und moderate Bewegung wirken positiv auf Verdauung und Nervensystem.
  • Stress im Blick behalten: Chronischer Stress verändert die Darmflora – und damit indirekt das Gehirn. Schon kleine Atemübungen oder kurze Spaziergänge können einen Unterschied machen.

Warum in der Heilpraktikerpraxis nach den Ursachen gesucht wird

In meiner Praxis geht es nicht darum, Symptome isoliert zu betrachten, sondern Zusammenhänge zu erkennen. ADS/ADHS hat nicht eine einzige Ursache, sondern ist meist das Ergebnis verschiedener Faktoren. Deshalb schauen wir gemeinsam auf Ernährung, Verdauung, Schlaf, Stress und mögliche körperliche Belastungen. Ziel ist es, ein vollständigeres Bild zu erhalten, und daraus individuelle nächste Schritte abzuleiten.

Wenn Sie den Verdacht haben, dass bei Ihnen oder Ihrem Kind der Darm eine Rolle bei ADS/ADHS spielt, biete ich Ihnen die Möglichkeit, dies in einem geschützten Rahmen zu besprechen. Vereinbaren Sie gerne ein kostenfreies telefonisches Erstgespräch in meiner Heilpraktikerpraxis in Bruckmühl. Gemeinsam können wir herausfinden, welche Zusammenhänge in Ihrem individuellen Fall bestehen und welche Schritte sinnvoll sind, um Körper und Kopf wieder in Balance zu bringen.