Gluten – Auslöser für Beschwerden oder harmlos?

Vielleicht kennen Sie es selbst: Nach dem Genuss von Brot, Nudeln oder Kuchen treten Völlegefühl, Blähungen oder Müdigkeit auf, manchmal sogar Hautprobleme oder Konzentrationsschwierigkeiten. In den letzten Jahren ist Gluten, das Klebereiweiß vieler Getreidesorten, zunehmend in den Fokus der Forschung und auch der öffentlichen Diskussion geraten. Während es für einen Teil der Menschen völlig unproblematisch ist, zeigt sich bei anderen eine deutliche Empfindlichkeit. Das sorgt verständlicherweise für Unsicherheit: Handelt es sich um eine ernsthafte Unverträglichkeit oder eher um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren?

Was hinter den Symptomen steckt

Gluten ist eine Eiweißmischung aus Gliadin und Glutenin, die in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt. Seine besondere Eigenschaft ist es, Teig elastisch und formbar zu machen, eine Qualität, die unsere Backkultur seit Jahrhunderten prägt. Doch genau dieses Eiweiß kann in bestimmten Situationen Beschwerden auslösen.

Eine mögliche Ursache ist die Zöliakie, eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem Gluten als schädlich einstuft und die Darmschleimhaut angreift. Dies führt zur Schädigung der Darmzotten, die für die Nährstoffaufnahme zuständig sind. Die Folge: Bauchschmerzen, Durchfälle, Nährstoffmängel, langfristig sogar Erkrankungen wie Osteoporose.

Daneben gibt es die Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS). Hier berichten Betroffene über Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Blähungen oder Konzentrationsprobleme, ohne dass eine Schädigung der Darmschleimhaut nachweisbar wäre. Wissenschaftlich wird vermutet, dass entzündliche Prozesse, das Mikrobiom oder die Darm-Hirn-Achse eine Rolle spielen.

Nicht zu vergessen sind Weizensensitivität und Weizenallergie, die ebenfalls Beschwerden hervorrufen können. Interessanterweise deuten Studien darauf hin, dass oft nicht allein Gluten, sondern auch andere Eiweißbestandteile im Weizen sowie Zusatzstoffe in industriell verarbeiteten Lebensmitteln eine Belastung darstellen können.

Ich erlebe in meiner Praxis häufig, dass zusätzliche Faktoren wie chronischer Stress, häufige Antibiotikaeinnahmen, Umweltgifte oder ein Ungleichgewicht im Darmmikrobiom die Beschwerden verstärken. Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Einflüsse das Immunsystem und die Darmbarriere empfindlich stören können. Deshalb geht es bei einem Verdacht auf Glutenunverträglichkeit nicht nur um die Frage „Gluten – ja oder nein?“, sondern immer auch um das Zusammenspiel von Ernährung, Lebensstil und individueller Belastung.

In meiner Praxis nehme ich mir Zeit, gemeinsam mit Ihnen auf diese Ursachen zu schauen – denn hinter ähnlichen Symptomen können sehr unterschiedliche Gründe stehen.

Was Sie selbst beachten können

Erste Hinweise auf eine mögliche Empfindlichkeit gegenüber Gluten können wiederkehrende Beschwerden nach dem Verzehr von Brot, Nudeln oder Gebäck sein. Auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Hautprobleme sollten aufmerksam beobachtet werden.

Aus meiner täglichen Arbeit möchte ich Ihnen drei Denkanstöße mitgeben:

  1. Achten Sie bewusst auf Zusammenhänge – führen Sie ein Ernährungstagebuch, um mögliche Muster zu erkennen.
  2. Lassen Sie alles weg, was eine Zutatenliste hat! Bevorzugen Sie naturbelassene Lebensmittel – Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und hochwertige Öle sind von Natur aus glutenfrei.
  3. Hinterfragen Sie Trends kritisch – nicht jede glutenfreie Ernährung ist automatisch gesund, manchmal können sogar Mangelerscheinungen entstehen.

 

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Beschwerden in Zusammenhang mit Gluten oder bestimmten Getreiden stehen könnten, lade ich Sie herzlich ein einen Termin zu vereinbaren, gerne auch für ein kurzes kostenfreies telefonisches Erstgespräch. Gemeinsam können wir der Ursache Schritt für Schritt auf den Grund gehen.