Ob krampfartige Bauchschmerzen, Verdauungsbeschwerden oder das Gefühl, innerlich aus dem Gleichgewicht geraten zu sein – der Körper reagiert oft feinfühlig auf Belastung, auch wenn wir sie selbst nicht immer sofort wahrnehmen. Solche Symptome wirken im Alltag oft „normal“, weil sie wiederkehren oder nicht stark ausgeprägt sind. Die Schafgarbe (Achillea millefolium), die zur Heilpflanze des Jahres 2025 gewählt wurde, richtet den Blick auf eine altbewährte heimische Pflanze, die seit Jahrhunderten dafür in der europäischen Naturheilkunde geschätzt wird. Sie steht symbolisch für Ausgleich, Stärke und Regeneration.
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Die Schafgarbe – eine Begleiterin direkt vor unserer Haustür
Die Schafgarbe ist in ganz Mitteleuropa heimisch. Sie wächst bevorzugt auf sonnigen Wiesen, an Wegrändern, Böschungen und Feldern. Vielleicht ist sie Ihnen schon begegnet, ohne dass Sie ihr viel Beachtung geschenkt haben: Die doldenförmigen weißen bis zartrosa Blüten, ihr filigranes, farnartiges Laub und ihr würziger, leicht bitterer Duft machen sie unverwechselbar.
In der Naturheilkunde wird die Schafgarbe seit Langem für ihre vielseitigen arzneilichen Eigenschaften geschätzt. Ihre Inhaltsstoffe – darunter ätherische Öle (z. B. Chamazulen, Cineol), Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe und Cumarine – gelten als wertvolle Kombination. Aus naturheilkundlicher Sicht wird sie traditionell in folgenden Bereichen unterstützend eingesetzt:
- zur Anregung der Verdauung, z. B. bei Appetitlosigkeit, Blähungen oder Völlegefühl,
- zur Unterstützung der Leber- und Gallenfunktion, insbesondere durch ihre Bitterstoffe,
- bei krampfartigen Beschwerden, etwa im Magen-Darm-Bereich oder bei Menstruationsbeschwerden,
- zur Stärkung der Gefäße, da ihr eine gefäßstabilisierende Wirkung nachgesagt wird,
- zur Pflege empfindlicher Schleimhäute und Haut, z. B. bei leichten Hautirritationen oder als Bestandteil von Bädern und Wickeln.
Was ich in der Praxis oft beobachte
Ich erlebe regelmäßig, dass Beschwerden wie Völlegefühl, Reizdarm-Symptome oder zyklusabhängige Unterbauchschmerzen Ausdruck einer tieferliegenden Dysbalance sind. Nicht selten spielen Stress, Schlafmangel, hormonelle Veränderungen oder auch unterdrückte Emotionen eine Rolle – also Themen, die sich nicht mit einem Blick auf ein Organ allein erklären lassen.
Patienten erzählen mir beispielsweise von einem „Knoten im Bauch“, der sich besonders in stressreichen Phasen bemerkbar macht, oder von zyklischen Beschwerden, die mit Müdigkeit, Reizbarkeit und innerer Anspannung einhergehen. In solchen Fällen steht nicht das einzelne Symptom im Vordergrund, sondern die Frage: Was will mein Körper mir sagen?
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Leberfunktion, die bei chronischer Erschöpfung, Verdauungsträgheit oder Hautproblemen eine Rolle spielen kann. Die Schafgarbe gehört zu den klassischen Leberpflanzen in der europäischen Naturheilkunde. Sie wird traditionell mit leberanregenden und entkrampfenden Eigenschaften beschrieben – vor allem über ihre Bitterstoffe, die die Bildung von Galle und Verdauungssäften unterstützen können.
Patienten berichten, dass sie Leberwickel mit Schafgarbe als besonders wohltuend empfinden – insbesondere abends oder nach dem Essen. Dafür wird ein warmer Aufguss aus Schafgarbenkraut zubereitet, ein Tuch darin getränkt und auf den rechten Oberbauch gelegt. Eine Wärmflasche verstärkt die Wärme, ein trockenes Tuch darüber hält die Wärme länger. Diese Anwendung kann zu mehr Ruhe beitragen, die Durchblutung im Leberbereich fördern und einen bewussten Moment der Achtsamkeit im Alltag schaffen.
Schafgarbe im Jahresverlauf nutzen
Weil die Schafgarbe direkt in unserer Umgebung wächst, lässt sie sich wunderbar in den natürlichen Jahreslauf integrieren:
- Frühjahr: Erste zarte Blätter ab April. Klein gehackt eignen sie sich als bittere Komponente im Salat – in Maßen und nur bei sicherer Bestimmung.
- Sommer: Von Juni bis August ist Hochsaison. Jetzt ist die beste Zeit zum Sammeln und Trocknen von Blüten und Blättern für Tees oder Wickel.
- Herbst: Getrocknet bleibt die Schafgarbe ein wohltuender Begleiter für kühlere Tage – zum Beispiel in Form von Leberwickeln oder als Badezusatz.
- Winter: Eine Tasse Schafgarbentee nach dem Essen oder ein Wickel am Abend können entspannend wirken und das Bewusstsein für den eigenen Körper stärken.
Bitte pflücken Sie die Pflanze nur dann, wenn Sie sie zweifelsfrei bestimmen können – es gibt einige ähnlich aussehende Arten, die nicht zur Eigenanwendung geeignet sind. Wer unsicher ist, greift besser auf getrocknete Schafgarbe aus der Apotheke oder dem Fachhandel zurück.
Bitte beachten Sie: Bei Allergien gegen Korbblütler (z. B. Kamille, Arnika, Beifuß) oder bei bestimmten Vorerkrankungen ist Vorsicht geboten. Nutzen Sie Kräuteranwendungen nur dann selbst, wenn Sie sicher sind, dass sie für Sie geeignet sind.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Beschwerden wie Verdauungsprobleme, Erschöpfung oder zyklusbedingte Spannungen mit tieferliegenden Themen zusammenhängen könnten, lohnt sich der ganzheitliche Blick. In meiner Heilpraktikerpraxis in Bruckmühl begleite ich Sie dabei, diesen Zusammenhängen auf den Grund zu gehen. Vereinbaren Sie gerne ein kostenfreies telefonisches Erstgespräch – ich freue mich darauf, Sie und Ihre Geschichte kennenzulernen.